Lipödem und Beziehung

Jule | 27.05.2019 | Mindset

<Lipödem und Beziehung>

Ich habe Angst dich anzufassen

„Fingerabdrücke, die man auf den Seelen anderer hinterlässt, verblassen nicht.“

Remember me

Als Lipödem Betroffene die regelmäßig im Austausch ist mit anderen Lipödem Betroffenen, ist mir aufgefallen, dass ich unglaublich viel über mich selbst rede. ICH habe Schmerzen, ICH fühle mich unwohl in meinem Körper, ICH habe Probleme Hosen zu finden, ICH habe das Gefühl blöd angeguckt zu werden von anderen Menschen… Jetzt wo ich es so aufschreibe, klingt es unglaublich egoistisch von mir nur an mich zu denken. Jedoch habe ich nach der Diagnose und auch schon davor, so unglaublich viel mit mir selbst zu tun gehabt, dass ich gar nicht wirklich daran gedacht habe wie sich eigentlich mein Partner mit meiner Diagnose so fühlt.

Für mich kam es immer so rüber, als ob sich mein Partner nicht wirklich mit dem Thema auseinander setzten würde. Wenn ich ihm hin und wieder mal Bilder oder Geschichten von anderen Lipödem Betroffenen gezeigt oder erzählt habe, kamen meist nur ein nicken und zwei Wort Sätze als Antwort. Ich habe dies als mäßiges Interesse aufgefasst und immer gedacht, ach nur ein selbst Betroffener kann mich wirklich verstehen und teilt meinen Schmerz. Manchmal hatte ich sogar das Gefühl, er hat vergessen dass ich diese furchtbare Erkrankung jeden Tag mit mir rum schleppe.  Bis zu dem einen Tag, der meine Sicht der Dinge um 180 Grad gedreht hat. Wir waren gerade dabei ins Bett zu gehen und er hatte einen blöden Tag und ich schaffte es einfach nicht ihm ein Lächeln zu entlocken. Also sagte ich zu ihm „ich glaube wir müssen mal wieder richtig Käbbeln, dann kannst du auch wieder lachen.“ Er guckte mich nur vollkommen erst an und sagte, „ja mal sehen.“ Ich war über diesen Korb irgendwie total eingeschnappt und fragte ihn, was mit ihm eigentlich nicht stimme und ob ich ihm etwas getan hatte. Da sagte er, „ich möchte nicht mit dir Käbbeln, ich habe Angst dich anzufassen. Ich möchte dir nicht weh tun.“

Ich war einfach nur geschockt über diesen Satz und sofort stiegen mir Tränen in die Augen. Er setzte sich zu mir aufs Bett und entschuldigte sich sofort. Er sagte es war nicht böse gemeint, aber schon wenn er mich mal am Arm halten würde, hätte ich sofort blaue Flecken und würde schreien, weil es mir weh tut. Dass er sich solche Gedanken machte, wäre mir nie in den Sinn gekommen. Unter Tränen sagte ich ihm, dass ich bis lang das Gefühl gehabt hatte, er würde meine Erkrankung manchmal vergessen. Dies war ganz und gar nicht der Fall. Er erklärte mir, dass er nur das tun würde, was ich mache. Nämlich versuchen, mich als ganz normalen und gesunden Menschen zu behandeln. „Du bist niemand, der Mitleid von anderen Menschen will, also gebe ich dir keins. Natürlich bemerke ich, dass du dich abends, wenn du von der Couch aufstehst kaum noch bewegen kannst und unter Schmerzen ins Bett humpelst. Aber ich tue so als ob nichts wäre, weil du das auch so machst. Ich weiß wie es dir geht und ich fühle mich unglaublich hilflos, weil ich dir nicht helfen kann und dir die Schmerzen nicht nehmen kann. Aber was machst du, du lachst es weg. Also lache ich mit.“ Diese Worte haben mich so unglaublich geflasht, dass ich erstmal gar nicht wusste was ich sagen sollte. Nie hätte ich gedacht, dass es in ihm so aussieht und dass es auch ihn so sehr belastet.

Warum ich dieses eigentlich sehr intime Gespräch hier aufschreibe? Ganz einfach, zum einen möchte ich Bewusstsein dafür schaffen, das eine Lipödem Erkrankung nicht nur den Erkrankten beeinflusst, beschäftigt und Kummer bedeutet, sondern auch die Menschen die wir lieben. Unsere Eltern, unsere Partner, unsere Freunde. Viele Leute die jeden Tag mit erleben was wir durch machen und wie wir teilweise leiden. Versteht mich nicht falsch, ich bin ein sehr glücklicher Mensch, mit einem tollen Partner, tollen Freuden und einem Job den ich liebe… Jedoch begleitet mich diese Krankheit in jeder Sekunde meines Lebens und das entgeht auch den Personen in unserem nähren Umfeld nicht.

Ich habe für mich entschieden, dass ich in den Momenten in denen ich mich mal selbst bemitleide, auch an die anderen denken möchte, denn geteiltes Leid ist halbes Leid und manchmal hilft es auch mit seinem Partner zu sprechen um zu erfahren was er denkt.

XOXO julefliegt

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